Wissen, was zu tun ist – einige Tipps vom Katastrophenexperten

Wissen, was zu tun ist – einige Tipps vom Katastrophenexperten

In den vergangenen Wochen wurden die Nachrichten geradezu überschwemmt von Orkan-News. Harvey überfiel Texas, Irma wütete in der Karibik und letzte Woche wurde sogar Irland von Sturm Ophelia getroffen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich auch die Niederlande in Zukunft Orkanen stellen müssen. 

Um gut vorbereitet zu sein und zu wissen, was man künftig auf jeden Fall zuhause im Schließfach haben sollte, haben wir mit einer Katastrophenexpertin telefoniert. Außerdem klären wir dich darüber auf, wie du anhand deiner Studienwahl helfen kannst, Orkanschäden in Zukunft auf ein Minimum zu beschränken.  

Hallo Annelies, du bist Katastrophenexpertin und Dozentin Disaster Risk Management für den Studiengang International Development Management. Was sollten wir im Haus haben, wenn aufgrund eines Orkans oder einer anderen Naturkatastrophe Alarmstufe Rot ausgerufen wird?  
"Bei der Vorbereitung auf Katastrophen sollte man unterscheiden zwischen den Maßnahmen, die man vorab treffen kann und denen, die man während oder nach einem Orkan unternehmen kann", erklärt Annelies.

OK, was kann man dann zum Beispiel vorab tun?   
- Check die niederländische App ‘Overstroom ik?', die über GooglePlay Store zu downloaden ist. Wenn du deine Postleitzahl eingibst, siehst du, wie hoch das Risiko einer Überschwemmung für dich ist, wie hoch das Wasser steigen kann und was die eventuellen Ursachen sein können.   
- Evakuierungsrouten. Informiere dich über mögliche Evakuierungsrouten und Unterbringungsmöglichkeiten im Falle von Überschwemmungen: Familie, Freunde, und wahrscheinlich verfügt auch deine Stadt über zugewiesene Auffangzentren (Sportzentrum, Kirche, Hotel, Bungalowpark). Krankenhäuser dienen in der Regel nicht als Auffangzentren, ausgenommen für Personen, die dringend medizinische Versorgung benötigen. In jeder Stadt gibt es eine Kontaktperson, bei der du dich über den Katastrophenschutzplan deines Wohnorts informieren kannst.
Batterien. Wer hört heutzutage eigentlich noch Radio? Ganz bestimmt du, wen du dich im Auge des Sturms befindest. Anweisungen für Personen in den betroffenen Gebieten werden im Allgemeinen über Rundfunk gegeben. Besorge dir darum ein paar zusätzliche Batterien, es kann nämlich gut sein, dass du dann ohne Strom da stehst.   
Solar-Ladegerät. Auch dein Handy kannst du ohne Strom nicht aufladen. Zum Glück gibt es jedoch solarbetriebene Ladegeräte. Melde dich dann auch gleich bei NL Alert an. Dann erhältst du Berichte darüber, was im Falle einer Katastrophe zu tun ist.  
Trinkwasser und Konservendosen. Deck dich mit ausreichend Trinkwasser und Lebensmitteln wie Reis und Nudeln ein.   
Licht. Oft fällt für längere Zeit der Strom aus. Sorge dafür, dass du Kerzen, Taschenlampen, Öllampen oder andere Lichtquellen, die keine Elektrizität benötigen, im Haus hast.  
- Gas. Kümmere dich darum, dass du mit Gas kochen kannst; das gilt auch fürs Kaffeekochen und Teewasser (Wasserkocher kannst du nicht benutzen). Kauf dir einen schönen italienischen Espresso-Perkolator oder besorg dir so einen guten alten Teekessel!  
- Erste-Hilfe-Set. Überschwemmungen gehen meist nicht mit Verletzungen einher (Erdbeben schon). Wenn du jedoch spezielle Medikamente einnimmst, solltest du diese auf jeden Fall vorrätig haben.
- GPS Tracker. Sorge dafür, dass dein Aufenthaltsort von Hilfsdiensten jederzeit zu ermitteln ist. Ob dein Handy eine Katastrophe mit Wind und Wasser überlebt, ist die Frage. Schaff dir deshalb einen GPS-Schlüsselanhänger an und kopple ihn an das Handy eines Familienmitglieds oder Freundes, der so weit wie möglich von dir entfernt wohnt.

Das ist eine tolle Wunschliste für Weihnachten! Und was, wenn das Orkanmonster nun fast das Land erreicht hat?
- Verfolge Updates. Informiere dich in regelmäßigen Abständen über den aktuellen Verlauf des Sturmes. In der Regel hast du mehrere Tage Zeit, um Vorbereitungen zu treffen. Kündigt die App Überschwemmungen in deiner Region an, bring dann wertvolle Gegenstände eine Etage höher in Sicherheit und richte dir eine Kochgelegenheit ein. 
- Notfalltasche. Pack eine Tasche oder einen Koffer mit wichtigem und relevantem Gepäck, um 1-2 Wochen woanders übernachten zu können, sollte eine Evakuierung notwendig werden.  
- Hilf anderen. Kümmere dich um beispielsweise ältere Nachbarn oder Kranke, die nicht so einfach ohne Hilfe weg können.
- Verlass das Gebiet zeitig. Verlass die Gefahrenzone, in der der Orkan auf Land trifft, einen Tag vorher und bring dich in Sicherheit. Informiere Freunde und Familie über deinen Aufenthaltsort. Wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bist, warte nicht bis zum letzten Moment.
OK, und dann ist es so weit, draußen wütet der Sturm. Wie garantiert man seine Sicherheit?
Bleib drinnen. Tja, und bleib über das Radio auf dem Laufenden. Warte, bis der Orkan vorübergezogen ist.
-  Im Auge des Orkans. Sollte das Auge des Orkans über deinen Wohnort ziehen, dann kannst du kurz nach draußen und über die große Stille staunen. Sei dir jedoch im Klaren darüber, dass der Orkan innerhalb weniger Stunden mit aller Macht aus der entgegengesetzten Richtung wieder herüberzieht. 
Der Orkan mit dem täuschend niedlichen Jungen- oder Mädchennamen ist vorüber und du lebst noch. Was kannst du nach der Katastrophe tun?  
-  Aufräumen. Auf der Straße und im Haus wird Chaos herrschen. Gemeinsam mit deinen Nachbarn könnt ihr euch gegenseitig beim Aufräumen helfen, organisiere auch ein Kochteam.  Zusammenarbeiten ist effizienter und hilft außerdem dabei, die Katastrophe zu verarbeiten.
Gute Tipps. Gibt es auch eine Lösung dafür, um den Tsunami von Orkanen der letzten Zeit zu bremsen?
"Das ist schwierig, solange die genaue Ursache nicht bekannt ist. Was wir allerdings versuchen können, ist die Anzahl Opfer bei Naturkatastrophen so weit wie möglich einzuschränken. Indem wir zum Beispiel bessere Katastrophenverfahren und Fluchtpläne entwickeln. Das ist gar nicht so einfach, Behörden, Bürger und Hilfsdienste haben nämlich unterschiedliche Prioritäten. Auch hinsichtlich der Organisation des Wiederaufbaus nach Naturkatastrophen gibt es noch viel zu verbessern", so Annelies.

Kannst du dir vorstellen, genau wie Annelies an der Verbesserung der Maßnahmen und Nachsorge bei Katastrophen zu arbeiten? Schau dir dann den Studiengang International Development Management an. In diesem Studium lernst du, auf praktische Art und Weise das Gleichgewicht zwischen Mensch, Erde und Wohlstand herzustellen.

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